Die Watzmann Ostwand und das Wetter
In meinem letzten Beitrag Wingsuit Sprung vom Watzmann Hocheck hatte ich bereits beschrieben, wie es dazu kam, dass ich von der Watzmann Ostwand springen wollte. Mein erster Versuch war unter anderem am Wetter gescheitert, dafür kannte ich inzwischen die Höhe des Absprungs. Um mir mehr Sicherheit zu geben, wollte ich einen Tag erwischen mit sehr wenig Wind bzw. Ostwind und keinen Wolken am Himmel. Da der Sprung Richtung Südosten ausgerichtet ist, würde ich so am Vormittag etwas thermischen Aufwind bekommen. Ich verfolgte also gespannt die Wettervorhersage. Ich wartete auf einen schönen wolkenlosen und windstillen Herbsttag und genau so ein Tag kam dann auch. Allerdings war es ein Samstag. Das Watzmannhaus war ausgebucht und ich durfte abermals die 2000 Höhenmeter vor dem Sprung am Stück zurücklegen. Nachdem ich dieses Mal allerdings keinen wetterbedingten Zeitdruck hatte, kam ich weitaus frischer am Gipfel an, weil ich mich nicht ständig am Limit nach oben gehetzt hatte. Außerdem sah ich schon auf dem Weg die Vögel im Aufwind an der Ostseite segeln, was meine Stimmung noch mehr aufheiterte. Auch im samstäglichen Watzmannüberschreitungsstau bin ich nicht wirklich hängen geblieben. Als ich dann am Exit angekommen war, kam mir eine sanfte Brise von unten entgegen und ich konnte mich entspannt und mit guter Stimmung auf den Sprung vorbereiten.
Sich im Moment verlieren
Neue Sprünge sind immer aufregend. Man weiß noch nicht wie die Umgebung gleich nach dem Absprung aussehen wird und man weiß auch noch nicht, welche Linie man während dem Flug wählen wird. Besonders bei langen Sprüngen kann man sich während dem Flug im Moment verlieren. Man sucht sich immer wieder neue Punkte an denen man vorbeifliegt und man könnte ewig so weitermachen. Das wurde bei diesem Sprung auch beinahe zum Problem. Meine ursprünglich angedachte Landewiese war irgendwann schon so weit weg, dass es knapp hätte werden können zu ihr zurück zu kommen. Also entschloss ich mich kurzerhand an einer lichteren Stelle am Ufer zu landen. Mein Schirm erwies sich beim Landen dann allerdings als doch etwas breiter als gedacht und blieb im letzten Moment noch an einem Ast hängen. Das war jedoch nur ein kleiner Schönheitsfehler bei einem, alles in allem, sehr gelungenem und schönen Flug und Sprung.
Längster Wingsuit BASE Jump Deutschlands?
Vom Absprung bis zur Landung waren es über 2000 Höhenmeter und damit war es mein höchster und längster Wingsuit BASE Jump auf deutschem Boden. Ich gehe davon aus, dass auch sonst niemand schon länger geflogen ist. Nur bei der Zugspitze vermute ich, dass man vielleicht noch minimal länger fliegen könnte, allerdings verhältnismäßig langweilig geradeaus weg vom Berg. Und man müsste von der Zugspitzbahn-Aussichtsplattform springen (bereits von mir ausgemessen), was die Betreiber vermutlich eher nicht befürworten würden. Bis dahin bleibt der Sprung von der Watzmann Mittelspitze auf jeden Fall mein längster und auch schönster Wingsuit Sprung in Deutschland.